Risikomanagement flexibel und adaptiv

Der Erfolg Ihres Unternehmens liegt Ihnen als Geschäftsführer und Manager am Herzen.

Ein wichtiger Bestandteil ist das Risikomanagement und die Kontrolle über die Qualität und Fehlerfreiheit Ihrer Produkte.

Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie (IPT) und der P3 Ingenieurgesellschaft mbH bezeichnen 55% der Unternehmen die frühzeitige Vermeidung von Produktionsplanungs- und Produktfehlern und Risiken als Ziel ihres Risikomanagements. 57% messen den Erfolg des Risikomanagements an der Abwesenheit von Fehlern. Dennoch wird meistens eher reaktiv gehandelt. Als vorbeugende Maßnahme kommt hauptsächlich FMEA zum Einsatz.

Viele Unternehmen scheuen jedoch Aufwand und Kosten. Der Denkfehler liegt nach meiner Ansicht auch im Präventionsparadoxon. Nicht gemachte Fehler kann man nur schwer zählen.

In der Studie heißt es weiterhin, dass individuelle Konzepte gefragt sind.

Aus meiner Sicht können Methoden und Tools aus dem Bereich Agiles Projektmanagement und Lean Management im Risikomanagement mit FMEA unterstützen. („Agile“ = felxibel + adaptiv)

»Hier sollten Moderatoren ins Spiel kommen, die Risikomanagement-Prozesse von der Integration in die bestehenden Strukturen über die Risikoanalyse bis zur Dokumentation begleiten, technisches Fachwissen und Erfahrung mitbringen und darüber hinaus auch den Betrieb ganzheitlicher Lösungen unterstützen«, meint Prof. Dr. Prefi.

Studie: Risikomanagement wird von Unternehmen falsch verstanden (idw-online.de)

– Thomas Luft –

Geht FMEA auch agil?

Agil (Scrum, agilean) ist ja schön und gut und hilft uns auch voran, doch wie soll nun die FMEA ablaufen? Auch in Sprints?

Nutzen wir andere agile Methoden? Passt dieses behäbige Ungetüm FMEA zu agil? Steht nicht das funktionierende Produkt vor der umfassenden Dokumentation?

Ist FMEA so fest mit traditionellem Risiko- und Anforderungs-Engineering verknüpft, dass eine andere Vorgehensweise keinen Sinn ergeben würde?

Ich glaube, dass die FMEA in agilen Umgebungen nur profitieren kann. Ebenso das agile Arbeiten von der FMEA. So fördert die FMEA die unternehmensweite Kommunikation und die Interaktion mit Kunden und Lieferanten.

Die immer begleitende System- und Risiko-Analyse sowie deren verständliche Darlegung befördert Klarheit und Transparenz und verringert die Komplexität.

Herr Kapust hat in seinem Artikel https://www.microtool.de/projektmanagement/agile-fehlermoeglichkeits-und-einflussanalyse/ treffend das „WOZU?“ beschrieben. Zu jedem Punkt, der eine agile FMEA auszeichnet, sind Problematik und ein Lösungsansatz benannt.

Die Frage nach dem sinnvollen Einsatz sollte natürlich geklärt sein. Es sei hier verwiesen auf das „Manifest für ein agiles Qualitätsmanagement“ der Deutschen Gesellschaft für Qualitätssicherung und die Ausarbeitung von B. Sommerhoff von 2017 „Agiles QM am Beispiel der FMEA“: „

Im agilen Umfeld (Sommerfeld schreibt von „Quickware“ – TL) ist die FMEA ein Störfaktor, setzt zu viel Planbarkeit und Prozessstabilität voraus, die nicht mehr gegeben sind. Die meisten heutigen Kombinationsprodukte aus Hard- und Software sind so komplex, interagieren so mannigfaltig in und mit Systemen, dass eine präventive FMEA nicht mit vertretbarem Aufwand möglich und eine begleitende FMEA nicht leistbar ist.

B. Sommerhoff „Agiles QM am Beispiel der FMEA“

Er kommt zu dem Schluss, dass die FMEA dort einzusetzen ist, wo sie die beste Wirkung erzielt und zwar möglichst digitalisiert und richtig angewendet. Das trifft aus meiner Sicht dort zu, wo auch agilean erfolgreich umsetzbar ist. Nämlich in hybriden, durchaus auch komplizierten Produkten und Organisationen mit nicht zu schnelllebigen Zyklen und hochfrequenten Beta-Releases. Nicht zu unterschätzen ist der Lessons-Learned-Effekt der FMEA für diese Organisationen. „Quickware“ benötigt dann andere Lösungen.

Spannend ist ebenso Frage nach dem „WIE?“.

Ist die Entscheidung pro-FMEA gefallen oder ist diese unumgänglich, folgt die Frage nach der Integration in die agilen Prozesse (SCRUM / Agilean).

Wie könnte „Agilität“ nun aussehen?

Unbestritten sollte sein, dass die FMEA als Ergebnis mit am Board hängt und in allen Events von Planung über Sprint-Übergänge, Retrospektive bis zur Celebration vorkommt. Es ist obligatorisch, dass die FMEA (Risiko-Bewertung) von den Stakeholdern als Voraussetzung für die Bewertung des Projektes, z.B. in Gate Reviews, abgefragt wird.

Zu Beginn sind die Ergebnis-Stickies verhältnismäßig klar:

  • „Scoping“ (Planung) erfolgt
  • Systemstruktur erstellt und aktuell
  • Funktionsanalyse erstellt und aktuell

Es sollten auch die erforderlichen Dokumente und sonstigen Voraussetzungen für erfolgreiche FMEA-Sitzungen abgefragt werden, z.B. :

  • Produktionsablauf-Plan
  • Block-Boundary Diagramme
  • Parameter Diagramme

Im weiteren Projektverlauf heißt das Sticky-Note:

„Die FMEA ist aktuell.“ (Nicht „fertig“!) , was gleichbedeutend sein muss mit „Verständlich, abgearbeitet und wahr.“ zum gegebenen Zeitpunkt.

Ein viertes Kriterium einer guten FMEA ist „vollständig“.  An dieser Stelle ergibt sich eventuell ein Ansatz für die iterative Abarbeitung. Es könnte ein Ziel sein, dass die FMEA, nachdem sie in Vorbereitung und moderierter System-Struktur – und Funktionsanalyse aufgebaut wurde, zum jeweiligen Zeitpunkt zu den anderen Sprint-Ergebnissen passt.

Im Deail:
  • Die Fehleranalyse entspricht dem Projektstand
  • Die Abarbeitung der Maßnahmen entspricht dem Projektstand
  • Änderungen in Struktur, Anforderungen und Funktionen sind eingearbeitet

Die Beurteilung erfolgt im Team und wird in den Retrospektiven berichtet. Der FMEA-Moderator – je nach Position und Integration im Unternehmen – gehört zu den Stakeholdern, ggf. ins Product Owner Team.

Richtigerweise ist der Moderator aber projektübergreifend und autonom unterwegs. Damit obliegt es den FMEA-Ownern aus R&D (S- und D-FMEA), Produktionsplanung (P-FMEA) und/oder Qualitätsvorausplanung (alle), den Status der FMEA als Stakeholder im Auge zu behalten.

Vermeidungs- und Entdeckungsmaßnahmen:

Der Umgang mit neuen Maßnahmen liegt auf der Hand. Sie wandern 1:1 in die agilen Artefakte (Sprint-Backlog, agilean Sprint-Task-Board), wenn sie nicht bereits dort zu finden sind. Idealerweise finden die FMEA-Sitzungen im Projektraum statt oder virtuell mit geöffneten Boards. So werden anders herum noch nicht bekannte Fehlermöglichkeiten und Ursachen einen kurzen Weg in die Analyse finden. Der Master unterstützt den Moderator beim systemischen Abgleich zwischen FMEA-Software und Boards.

Risiko-Bewertung:

RPZ oder neue Matrizen nach AIAG und VDA sind Maßstab für das jeweils verbleibende Risiko. Ziel ist natürlich die Minimierung.

Die agile Analyse und tägliche Verfolgung der Abarbeitung der Maßnahmen wird sich hier niederschlagen. Alle Teammitglieder und Product Owner wären in der Lage, die Zahlen korrekt zu interpretieren und zu begründen.

Sitzungen / Moderation:

Je nach Reife der Agilität im Unternehmen kann eine FMEA-Sitzung agil gestaltet werden. Ist die FMEA ein intrinsisch motivierter Bestandteil der Projekte, kommen auch die richtigen Personen zum Strukturanalyse-„Open Space“ oder zum „Failure-Coffee“ ;-). Den Versuch wäre es wert.

Wie ist Ihr Standpunkt dazu? Welche Rolle spielen nach Ihrer Ansicht Master, Product Owner und Coach?

Haben Sie eine Frage? Möchten Sie mit mir gemeinsam den Ansatz verfeinern, an Ihr Unternehmen anpassen und in der Praxis erproben?

Hinterlassen Sie Ihre Meinung.

Sie möchten die FMEA für Ihr Unternehmen als Tool für die Fehlervermeidung durch frühzeitige und systematische Analyse nutzen? Sie benötigen Unterstützung? Als erfahrener Entwickler mitten aus der Welt der Mechatronik und ausgebildeter FMEA-Moderator stehe ich Ihnen zur Seite.